,,Eure Oberstufenzeit war von Begriffen wie aus einem Katastrophenfilm geprägt“, mit drastischen, aber treffenden Worten eröffnete Schulleiter Jörg Rümpel seine feierliche Ansprache an die diesjährigen Abiturientinnen und Abiturienten der Gesamtschule Hüllhorst. Schulschließungen, plötzlichen Quarantäneverordnungen, Reihentestungen und einer permanenten Maskenpflicht hätten sich die Abiturientinnen und Abiturienten dieses Jahrgangs stellen und sich mit Corona-Inzidenzen, Todesfallzahlen und Schutzverordnungen auseinandersetzen müssen. Nach einer Phase der Rückkehr schwer vermisster Lebensfreuden sei schließlich mit dem Ukraine-Krieg ein ,,zweites fundamentales Versagen der Erwachsenenwelt“ auf die Schülerinnen und Schüler eingestürzt. Die Freude über die unter diesen widrigen Umständen hart erarbeiteten Abschlüsse und einen Abiball, der ohne jegliche Einschränkungen stattfinden konnte, war den Absolventinnen und Absolventen umso deutlicher anzusehen: 89 Reifezeugnisse, darunter 80 Abiturzeugnisse und neun Zeugnisse der Fachhochschulreife, wurden am vergangenen Samstag im Rahmen einer festlichen Entlassfeier in der Ilex-Halle überreicht.
Bürgermeister Michael Kasche überbrachte dem Jahrgang seine Glückwünsche persönlich und beleuchtete das diesjährige Abiturmotto ,,PÜT your finGERs up!“, das die Namenskürzel des Stufenleiterteams aufgreift. In Anlehnung an den Lebensweg des belgischen Musikers Danzel, an dessen Song ,,Put your hands up in the air“ ihn das gewählte Motto erinnere, ermutigte er die Abiturientinnen und Abiturienten, es ihm gleichzutun, an ihren Träumen festzuhalten und nicht aufzugeben.
Auch der neue Schulpflegschaftsvorsitzende Sören Müller gratulierte im Namen der Elternschaft zu den bestandenen Reifeprüfungen, lobte das Durchhaltevermögen der Schülerinnen und Schüler in den letzten zwei Jahren und stellte heraus, dass die Gesellschaft junge, qualifizierte Menschen vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen mehr denn je brauche.
Humorvoll ließ Schülersprecher Deliar Salo (Q1) die Schulzeit der Absolventinnen und Absolventen Revue passieren und nahm – ausgehend von einer kurzen Betrachtung der Bedeutung und Definition des Begriffs Abitur – die Eigenschaften des diesjährigen Abiturjahrgangs unter die Lupe. So stehe ,,der erste Buchstabe im Wort für die Ausdauer der Stufe, auch mal nichts zu tun.“ Jantje Kreutner und Eren Karayol zogen in ihrer amüsanten Abschlussrede als Vertreter ihres Jahrgangs eine selbstkritische Bilanz aus drei Jahren Oberstufenzeit, blickten dabei mit einem Augenzwinkern auf typische Verhaltensweisen ihrer LehrerInnen und TutorInnen sowie die Kursfahrt nach Freiburg zurück und bedankten sich bei ihren beiden Stufenleitern Anja Gerstberger und Dr. Martin Püttschneider für ihr außerordentliches Engagement.
Diese verabschiedeten sich von ihren Schützlingen mit einem originellen Filmbeitrag, in dem sie den Zuschauern wichtige Etappen der Oberstufenzeit sowie die Eigenarten ihrer Schülerinnen und Schüler in Bild und Ton vor Augen führten und Stimmen aus dem Kollegium zu Wort kommen ließen. Damit sorgten sie für gewaltige Lacher im Saal. Stufenleiter und Oberstufenkoordinator Dr. Martin Püttschneider stellte die ,,von Glück und Unglück bestimmte Schulzeit“ der Abiturientinnen und Abiturienten heraus, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass diese durch die erlebten Krisen gut ausgerüstet seien, um den nun vor ihnen liegenden Weg zu beschreiten und ,,ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen“.
In seiner gesellschaftskritischen Ansprache zeigte Schulleiter Jörg Rümpel einen Zusammenhang zwischen der fehlenden Anpassung der Anforderungen im Zentralabitur an die ungewöhnlichen Umstände und der Tatsache auf, dass die Abiturergebnisse in diesem Jahr tendenziell schlechter ausgefallen seien als in den Jahren zuvor. Zugleich betonte er: ,,Habt keine Sorge! Ihr habt dennoch hervorragende Kompetenzen unter Beweis gestellt und unter widrigen Umständen, sich ständig ändernden Ungewissheiten, Schritt für Schritt euren Schulabschluss erreicht. Ich zweifle nicht an euch, nur muss ich noch an der Welt zweifeln.“
Besonders geehrt wurden Sophia Beier mit einem Notendurchschnitt von 1,4 sowie Kira Hoffmann, Constanze Hahn und Dorian Koch mit jeweils einem Durchschnitt von 1,5 für die besten Abiturzeugnisse. Zusätzlich erhielt Dorian Koch einen Buchpreis für besonders hervorragende Leistungen im Fach Mathematik. Jeweils einen „Social Award“ von der Volksbank Schnathorst übergaben Paul Fast und Carl Heusener an Adrian Born, Tilke Quellhorst und Marek Wohlfarth als Anerkennung für ihr bemerkenswertes schulisches Engagement. Alle drei Schüler stachen durch ihr Verantwortungsbewusstsein, ihre Teamfähigkeit und Zuverlässigkeit hervor, unterstützten Schulfeste und -veranstaltungen mit ihrem technischen Know-how und dokumentierten das Schulleben mit selbst produzierten Filmbeiträgen sowie Filmen. Zusätzlich durften sie sich über ein Preisgeld in Höhe von 100 Euro freuen.
Erfrischend und schwungvoll führten Emily Miller und Fabian Grube durch den Festakt, der von klassischen und poppigen Tönen umrahmt wurde. Dafür sorgten eindrucksvoll Maren Bußmann und Tessa Jaletzky (Q2) sowie der Q2-Kurs von Musiklehrerin Andrea Bontas, der die Titel ,,Sweet Dreams“ von Eurythmics und ,,Auf uns“ von Andreas Bourani performte.
Nach dem offiziellen Teil der Abiturfeier ging es nach Isenstedt in den Kaiser Dorfkrug, wo das erreichte Abitur gebührend gefeiert wurde. Hier hieß es dann bis in die frühen Morgenstunden: ,,PÜT your finGERs up!“
Karina Rezai